Erfahrungsberichte

Familie Limacher hat sich das passende Leben geschaffen! Seit knapp zwei Jahren sind sie eine Homeschooling Familie. Der älteste Sohn, 16 Jahre alt, schliesst im Sommer die obligatorische Schulzeit ab und startet in eine Lehre. Die zwei jüngeren Kinder, Sveva, 14 Jahre und Lorin, 10 Jahre alt, besuchen seit Sommer 2017 nicht mehr die öffentliche Volksschule Kriens im Kanton Luzern. Sie beide sind mit der Betreuung ihrer Kinder eingebunden. Er arbeitet als Goldschmied EFZ und sie als Kindergärtnerin.

Bildung zu Hause
Vor zwei Jahren war der Punkt erreicht, wo es für uns immer schwieriger wurde die Kinder für den neuen Schultag zu motivieren. Lustlosigkeit, Desinteresse und Angst machte den Start am Morgen zu einer Herausforderung. Die Kinder waren öfter krank und gingen nicht in die Schule. Wir suchten nach neuen Wegen. Eine Privatschule kam aus finanzieller Sicht nicht in Frage.

Als wir vom Homeschooling hörten begannen wir die nötigen Schritte einzuleiten. Wir haben eine Lehrerin gefunden. Die Kinder besuchen nach den Vorgaben des Kantons Luzern die entsprechenden Stunden bei ihr.
Sie geniessen die frei einteilbare Zeit für ihre individuellen Interessen und haben einen selbst zusammengestellten Wochenplan. Wir erleben die Kinder jetzt als glückliche und wachsende Menschen. Sie gehen mit offenen Sinnen in die Welt hinaus.

Tanzen, Reiten, Unihockey, Fussball sind Sportarten, welche unsere Kinder mit Elan bestreiten. Sie gehen regelmässig in den Wald und turnen mit anderen Homeschool Familien. Die Kinder der Nachbarschaft und Freunde sind regelmässige ihre Gäste und übernachten auch bei ihnen oder umgekehrt. Die Meerschweinchen, Katzen und Hühner bereichern ihr Alltag und bilden ein Lernfeld um Verantwortung zu übernehmen.

Diese Lernform begeistert uns. Die Angst und die Lustlosigkeit sind verschwunden und die Freude am Lernen ist zurückgekehrt. Wir sind erleichtert über diese positive Entwicklung.

Eine freie realisierbare Bildungswahl mit finanziellem Ausgleich auch in der Oberstufe ist unser grosser Wunsch. Wir danken für eine wohlwollende Prüfung unseres Anliegens.

Wir, Familie Stücklin, sind sechs CH-USA Doppelbürgern im Kanton Luzern. Stephan, von Beruf Werkstoffingenieur, leitet ein kleines Laborteam in der Schwerindustrie und Janet unterrichtet seit vier Jahren unsere vier Kinder zuhause.
Janet ist in den USA aufgewachsen und wurde selber schon zuhause unterrichtet. Die Angewohnheit, selbstgeleitet zu lernen, kam ihr mehrfach zugute—um den Ansprüchen einer Top-Musikuniversität in New York gerecht zu werden, aber auch um sich in der Schweiz zu integrieren und die Sprache zu erwerben. Der Heimunterricht hat bei ihr lebenslanges Lernen, kritisches Denken und kreative Lernansätze zur Gewohnheit gemacht.
8 Uhr. Vivienne (7) brät sich und ihrer Schwester Ellie (3) ein Ei. Daniel (5) übt Maschinenschreiben, die letzte Übung einer kurzen, intensiven Lernsequenz—bei uns daher „power practice“. Frühaufsteher Joseph (8) hat seine Haushaltsarbeiten und Lernsequenz erledigt und experimentiert am Keyboard, wo wir abends gemeinsam singen. Das Notendisplay half ihm, sich mit vier Jahren das Notenlesen beizubringen; jetzt nutzt er es, um Akkorde zu lernen.
Nach dem Abräumen schlägt Vivienne das Rad und steht bei Janet bereit für ihr „power practice“. Kaum zu glauben, dass diese Vielschreiberin vor einem halben Jahr ständig Buchstaben vergass. Aus der Küche ruft Ellie um Hilfe. „Moment“, antwortet Janet. „Ich bin an Viviennes Lernsequenz.“ Dass die Lernsequenz nicht unterbrochen wird, und eine gute Einstellung bewahrt wird, fordert der gegenseitige Respekt in unserer Familienkultur.
9 Uhr. Die Kinder nutzen selbstgeleitet die verschiedenen Lern- und Entdeckungsecken im Haus wie Lesenischen, Klettergerüst, Landkarten, Musikinstrumente und die grosszügige Turn- und Tanzfläche in der Stube. Statt Lehrpläne zu schreiben, nutzt Janet die Zeit, um den Akkord-Spicker für Joseph zu finden; um den Kreativecken so zu gestalten, dass Ellie sich Schere und Moosgummi selber holen kann; und um zu überlegen, wie der Tagesablauf den längeren und wärmeren Frühlingstagen angepasst werden kann.
„Mama“, unterbricht Vivienne Janets Gedanken, „können wir die Nachbarkinder zu einem Picknick einladen?“ „Wenn Du es vorbereitest. Was schwebt Dir vor?“ Nach Anlaufschwierigkeiten wechselt Janet nun problemlos zwischen ihren Leitungs- und Begleitungsrollen.
Eine der grössten Freuden als Eltern ist es, bei den Durchbrüchen unserer Kinder dabei zu sein— sei es der erste Schritt, die erste Bruchrechnung, oder das erste eigene Projekt.
So wie sich die Arbeit im Supermarkt nicht mit der Arbeit und den Freuden im Gemüsegarten vergleichen lässt, lässt sich eine schulische Lehrtätigkeit kaum mit dem Heimunterricht und dessen Freuden vergleichen. Daher ist ein Lehrdiplom nicht zwingend eine gute Vorbereitung für den Heimunterricht. Wir können unsere Kinder darum gut unterrichten, weil wir sie gut kennen. Sie gedeihen ihrem Alter entsprechend prächtig und halten mit dem Lehrplan 21 gut Schritt.
Wir haben gelernt, dass Biodiversität der Natur zum Gedeihen verhilft und kulturelle Diversität eine Gesellschaft befruchtet. Ebenso ist Bildungsdiversität nicht nur für die zuhause unterrichteten Kinder eine Chance, sondern für die Gesellschaft als Ganzes. Unser Heimunterricht ist eine auf unsere Kinder und unsere Familienkultur massgeschneiderte Lösung, deren einziger Nachteil ist, dass wir sie nicht in allen Kantonen anwenden dürfen.

Seit knapp 7 Jahren praktizieren wir Homeschooling. Unsere Mädchen sind 6, 8 und 12 Jahre alt. Wir führen im Nebenerwerb einen landwirtschaftlichen Betrieb im Kanton Luzern. Mein Mann ist von Beruf Landwirt und Säger. Ich bin von Beruf Technikerin TS Holztechnik arbeite jedoch, seit wir Kinder haben, nicht mehr auf dem Beruf sondern helfe auf dem landwirtschaftlichen Betrieb mit und führe den Haushalt.

Für das Homeschooling auf Kindergarten Stufe bekam ich, da ich eine höhere Fachschule abgeschlossen habe, die Bewilligung selber. Seit da müssen unsere Kinder für eine vorgegebene Anzahl Lektionen, in bestimmten Fächern zu einer Lehrperson in die „Schule“ gehen. Diese Lehrperson unterrichtet noch fünf weitere Kinder, jeweils in vierer Gruppen, privat. Sie gehen sehr gerne dort hin und fühlen sich in dieser kleinen, altersdurchmischten Gruppe wohl. Oft treffen wir diese Kinder auch ausserhalb der Schule zum Spielen und Lernen. Im Schulalltag lernen die Kinder vorwiegend fächerübergreifend und im Rahmen der Vorgaben vom Lehrplan 21.

Über den Verein Homeschooling Luzern sind wir gut mit anderen Homeschoolern vernetzt. Wir organisieren und besuchen Anlässe wie Turn Nachmittage, Wald Tage, Ausflüge oder Austauschtreffen und kennen dadurch viele gelichgesinnte Kinder und Erwachsene.

Uns ist es wichtig, dass unsere Kinder Freude am Lernen haben und diese Freude und Begeisterung am Lernen bis ins Erwachsenen Alter erhalten bleibt. Ihr Anreiz zu lernen soll ihre eigene Motivation und ihr Wille für ein bestimmtes Ziel zu lernen, sein. Im Umfeld von unserm Hof haben sie viel Freiraum um zu spielen und kreativ ein. Zudem sind sie früh angehalten mitzuhelfen, mitzudenken und Verantwortung zu übernehmen, dies vor allem im Zusammenhang mit eigenen Tieren und Pflanzen. Lernen findet, neben den Lektionen bei der Lehrperson, ständig und ganz natürlich im Alltag statt.

Was uns belastet ist die finanzielle Situation. Obschon wir ganz regulär Steuern zahlen, müssen wir die Bildung unserer Kinder, das heisst den Lohn für die Lehrperson und das Schulmaterial, selber bezahlen.

Wir sind überzeugt von Homeschooling und freuen uns, so mit unseren Kindern zusammen zu leben und wachsen. Es überzeugt uns zu sehen mit welcher Begeisterung und Freude unsere Kinder lernen. Diese Bildungsform entspricht unserer Familie und wir wünschen uns, dass dies im Kanton Luzern ähnlich möglich wird wie im Kanton Bern und auch finanziell unterstützt wird. Freie Bildungswahl und daraus resultierende Bildungsvielfalt ist uns ein grosses Anliegen.